1996.
Hans besass damals schon alle notwendigen Bootsführerscheine. Der Rest
der Crew bestand aus Frischlingen. Jenny konnte erst einigermassen
schwimmen und musste deshalb während dem Schleusen die Wahl treffen
zwischen Schwimmweste oder unter Deck bleiben. Weil sie ein wenig bequem
ist, war die Wahl schnell getroffen. Mein erster Tag auf einem Schiff
bestand aus endlos Schleusen mit total 22 Stück von Dijon nach St.
Jean-de-Losne, über den Canal de Bourgogne zum Fluss Saône. Für den Rest
dieser Ferien waren somit die meisten Probleme schon gelöst.
Auf dieser Fahrt legten wir im neuen Hafen von Seurre F an. Das Städtchen und der Hafen gefielen uns so gut, dass da der folgende Spruch kreiert wurde: Wenn wir mal ein eigenes Schiff besitzen, werden wir es hier stationieren!
Ab
1997 begleiteten uns die Grosseltern Fux. Das bedeutete, dass wir auf
das grössere Bâteau Rouge 1160 umstiegen. Wie wichtig genügend Platz
ist, merkten wir bereits bei unserer ersten gemeinsamen Fahrt. Vornehm
ausgedrückt hatten wir wechselhaftes Wetter und mussten viel Zeit im
Innern des Boots verbringen.
Mit der gleichen Besatzung und dem gleichen Bootstyp unternahmen wir folgende Touren:
1997: Corre - Dijon Corre
1998: Canal du midi
1999: Lutzelourg - Strassbourg - Nancy - Lutzelbourg
2000: Joiny - Péaris - Joiny
2001: die 'Sauerkraut-Tour'
Allmählich
nahm der Wunsch nach einem eigenen Schiff immer mehr Überhand. Die
verbale Planung und die Gedankenspiele nahmen immer grössere und
deutlichere Formen an. Gespräche mit Bootsbesitzern im Kollegenkreis
kamen dazu. Das Hirngespinst entwickelte sich immer mehr zu einem
konkreten Plan. Die ersten Heftli mit und über Boote wurden gekauft.
Schiffsausstellungen wurden vorgemerkt und die Daten dazu setzten sich
in den Hinterköpfen fest. Die HISWA Ijmuiden (die grösste Ausstellung
Europa’s mit gewasserten Schiffen), Nähe Amsterdam, stand im Herbst 2000
vor der Tür. Hans hatte frei, ich leider nicht. Da mein Chef die Ferien
kurzfristig verschob, tat sich plötzlich eine Lücke auf! Fliegen,
fahren? Wie wollen wir vorgehen. Kurzfristige Flüge waren sündhaft
teuer, da damals die Billigfliegerei erst am Anfang stand und Amsterdam
noch nicht angeflogen wurde. Also einen Tagestrip für ca. Fr. 2000.--,
Taxi, Eintritte, alles dabei, buchen? Nein, das war definitiv zu viel.
Die Variante Auto prüfen. Bis nach Ijmuiden sind es ‚nur’ rund 750 km,
also kein Problem. Hans war vorerst nicht sehr begeistert von dieser
Idee. Weil wir bloss 2 Tage Zeit hatten, entschlossen wir uns doch mit
dem Auto zu fahren.
Wenn der Abend vorher im Hundeclub bloss nicht so ‚hart’ gewesen wäre!!!!!!!!! Statt um 0500 Uhr starteten wir erst um 0600 Uhr. Immer noch früh! Kurz vor dem ersten Mal auftanken war Hans wach und einigermassen ausgeruht. Kurzes Frühstück, Fahrerwechsel und hüsch die büsch ging’s weiter. Das Schnellzugstempo auf den deutschen Autobahnen behagte uns und unserem Subaru Forester sehr. Erstmals konnten wir den Turbopower voll einsetzen. In Ijmuiden angekommen, war auch Hans vom Autofahren, sogar über eine lange Strecke, wieder begeistert.
Dieser Messebesuch lohnte sich in jedem Fall. Wir erhielten die Gelegenheit, auf allen möglichen Schiffen herumzuklettern. Hund Wendy musste derweil im Auto warten. Langsam wurden unsere Ideen und Vorstellungen konkreter.
Die Nacht verbrachten wir in Amsterdam. Wendy musste das Auto hüten, da es in dieser Stadt praktisch unmöglich ist, mit Hund ein Hotelzimmer zu bekommen. So haben wir bei im Bootel = Schiffshotel, Nähe Bahnhof, übernachtet. Wir konnten den lauen Abend mit einer ausgiebigen Erkundungstour durch das Nachtleben von Amsterdam geniessen. Hund im Auto über Nacht? Eigentlich kein Problem, wenn sie nicht ausgerechnet an diesem Abend Durchfall gehabt hätte. Dass wir ein wenig unruhig geschlafen haben, ist sicher verständlich.
Gut war der Vertreter der ‚Babro’ nicht so geschäftstüchtig. Denn wenn der ein gutes ‚Gspüri’ hätte, wäre der Kauf einer Babro, ähnlich Linssen Sturdy, eventuell bereits am ersten Messetag zur Sprache gekommen. Da er uns nicht „angelte“, selber Schuld, liessen wir unsere Augen weiter schweifen. Der zweite Tag an der Messe führte uns auch zu einer Stahlyacht der Marke 'Noblesse'. Dieses Schiff ist beiden sofort ins Auge gestochen. Es kamen enorm viele Eindrücke auf uns zu und stifteten vorerst mehr Unsicherheit als Klarheit. Erst mit dem Anblick der ‚Noblesse’ und deren offenem Innenausbau erhielten unsere eigenen Vorstellungen eine klarere Richtung. Am späteren Nachmittag verliessen wir die Ausstellung mit dem Wissen, dass unser Schiff eine Stahlyacht werden würde. Nach einem Strandspaziergang mit Wendy starteten wir turbomässig wieder nach Hause. Wir waren uns einig, dass eine ausgiebige Hollandtour mit Werftbesuchen angesagt war.
Nach dem Besuch der Schiffsausstellung im September 2000 in Amsterdam suchte Hans im Internet weiter nach unserem Wunschschiff und stiess zufällig auf die Bijko-Werft in Harlingen Friesland. U.a. zeigte er mir ein Bild der 'Carline 1100'.
Der
Anblick dieses wuchtigen Schiffes veranlasste mich zu dem Spruch: Aber
nicht so eine Plöfferbütti! Nachdem ich das ‚Fudi’ des Schiffs mit
seiner AHV-Treppe gesehen hatte, war klar, dass wir dieses Boot in
natura anschauen müssen. Als Jenny ausgerechnet in unseren Ferien im
Herbst ins Judolager wollte, war schnell klar, dass wir ‚Alten’ als
Alternativprogramm nach Friesland NL fahren.
Oktober 2000. Und so kam es dann auch. Wir suchten die Adressen diverser Werften heraus und zeichneten die jeweiligen Standorte in der Karte ein. Für den Besuch der Werft Bijko-Yachtverhur waren wir angemeldet. Auf den ersten Blick gefiel uns der kleine Familienbetrieb.
Bijko Bootsbouw in Harlingen/NL
Anlässlich
unseres Besuches überzeugten uns Werft, Mitarbeiter und Schiffe. Nach
einer ausgiebigen Besichtigungstour mit gemütlicher Kaffeepause
vereinbarten wir auf Donnerstag eine Probefahrt. In der Zwischenzeit
hiess es Werften suchen und besuchen und endlos viele Schiffe anschauen.
Insgeheim hatte die ‚Carline’ jedoch von Anfang an einen recht
deutlichen Vorsprung. Am Mittwochmittag mochten wir keine weiteren
Schiffe mehr besichtigen und leisteten uns eine Pause.
Wir
beschlossen Go-Cart fahren zugehen. Mit den Benzinern in der
geschlossenen Halle rumfahren machte wohl Spass, die daraus
resultierende Stinkluft ist Hans allerdings nicht so gut bekommen. Die
Probefahrt am darauf folgenden Tag dafür umso besser.
Wir
erhielten die Gelegenheit, mit jeweils einer ‚Carline 1000’ und einer
‚Carline 1100’ zu fahren. Relativ schnell war klar, dass es die ‚Carline
1100’ sein müsste. Die Grösse, Länge wie Breite, des Mietbootes sind
identisch mit unserer Carline.
Dadurch
ergab sich die Möglichkeit, den Innenausbau als offene Variante zu
gestalten. Mit einem guten Gefühl verabschiedeten wir uns von der
Familie Van der Bij. Wenige Worte genügten danach um zu wissen, dass wir
uns definitiv für eine ‚Carline 1100’ entschieden hatten.
Also
keine weiteren Werften mehr besuchen, sondern starten Richtung
Frankreich. Am Abend trafen wir in Nancy ein. Diese Stadt war uns recht
gut vertraut, jedenfalls was den Weg vom Hafen aus ins Zentrum
anbelangte. Wir fanden trotzdem ein Hotel (hihihi, dass es ein Puff war,
merkten wir erst in der Nacht) relativ Nahe Zentrum und recht
preiswert.
Am
folgenden Tag fuhren wir nach Seurre F. Wir suchten den Hafenwart und
sondierten bereits vor, für unseren Hafenplatz für das Jahr 2003! Denn
dass wir einmal nach Seurre wollen, war nach unserem ersten Besuch mit
dem Mietboot schon klar.
Per
E-Mail und telefonisch bestätigten wir der Bijko-Werft, dass wir
Gefallen an der ‚Carline 1100’ gefunden hatten. Daraufhin schickten sie
uns eine erste Offerte.
2001. Dieses Jahr werden wir sehr wahrscheinlich nie mehr vergessen. Nachdem der Vertrag unter Dach und Fach war, folgte eine intensive Schiffsbauzeit. Unendlich viele Fahrten nach Friesland bestimmten das Geschehen. In den Frühlingsferien führte uns eine Hollandtour u.a. natürlich auch zur Bjko-Werft. Im Sommer fuhren wir letztmals mit einem Bâteau Rouge 1160 in die Ferien. Die Herbstferien verbrachten wir mit den Grosseltern Fux in Holland und konnten bereits den Stahlbau ‚unserer’ Carline bewundern.
Mit der 1100 war es uns möglich, unsere Wünsche und Ideen bezüglich Innenausbau in die Tat umzusetzen bzw. umsetzen zu lassen. Wir entschieden uns für einen neuen und modernen Motor, einen VW Marine. Weil dieser Motor nur halb so gross ist wie die Altbewährten, war es möglich, eine Schottwand so zu versetzen, dass wir eine zusätzliche Schlupfkabine einbauen konnten.
Und so sah Gamin dann mit der gewählten Schrift aus